http://www.hanfthal.at/tourismus/hanf_geschichte_grundlagen.html | 21.07.2012 |
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Geschichte des Hanfanbaus | ![]() ![]() |
Hanf wurde schon vor tausenden vor Jahren als universelle Heil- und Nutzpflanze geschätzt. Die Menschen
wussten um die Vielfältigkeit und den Wert der Pflanze, wodurch sie in der Geschichte immer wieder erwähnt
und auch mit dem technischen Fortschritt verknüpft ist. Ausgehend vom Ursprungsland Zentralasien gelangte die
Hanfpflanze nach Europa und Afrika, weiter nach Amerika. 8000 vor Christus werden die ersten geschichtlichen Hanffunde
datiert. Die ältesten europäischen Funde stammen aus der Hallstattzeit 800-400 vor Christus.
Die ältesten Schriften über die Hanfnutzung fand man in Europa 800 nach Christus in einer erlassenen Wirtschaftsanweisung von Karl dem Großen, in welcher er die Bauern zum Hanfanbau anhielt. Im Jahre 1390 wurde die erste Papiermühle in Nürnberg eröffnet, in der vor allem durch die Erfindung des Buchdrucks große Nachfrage herrschte. Bis ins 19. Jahrhundert wurden auch Schiffskarten, Papiergeld, Wertpapiere, Zeitungen und Bücher aus Hanf und Flachs hergestellt.
Mitte des 19. Jahrhunderts kam es jedoch zu einem Einbruch des Hanfanbaus, da verstärkt Baumwolle, Jute und Sisal eingesetzt wurden. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts sorgte in Amerika eine Kampagne der Öl-, Papier- und Pharmaindustrie für den Rückgang der Hanfpflanze. Hanf wurde ein unbezahlbarer Rohstoff, da vermehrt Steuern verhängt wurden. Durch die Darstellung in den Medien als enthemmende und gewalterzeugende Droge, kommt der Hanfanbau völlig zum Erliegen.
Auch in Österreich lässt sich die mittelalterliche Verankerung von Hanf nachvollziehen. Zahlreiche
Namensgebungen weisen auf den Anbau von Hanf hin, wie zum Beispiel die niederösterreichischen Orte Amstetten
(„Hampstätten”) und Hanfthal („Haniftal”).
Die nachfolgende Tabelle baut auf Daten der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft auf und zeigt die Veränderung der Hanfanbaufläche in Österreich vom Jahr 2002 bis 2010. Von der Gesamtfläche des Jahres 2010 mit 540 ha entfallen auf Niederösterreich 410 ha (76 %).
Hanf gedeiht in den mitteleuropäischen Breitengraden generell sehr gut. Er stellt sehr wenige Anforderungen an Klima und Boden, optimal ist ein neutraler bis basischer pH-Wert des Bodens. Besonders zu beachten ist die Nährstoff- und Wasserversorgung der Pflanze, welche insbesondere in der 4. bis 10. Wachstumswoche in der die Massenentwicklung stattfindet, höhere Ansprüche stellt. In der Vegetationszeit benötigt Faserhanf mindestens 250-300 mm Niederschlag (inkl. vorhandene Wasserreserven im Boden). Für die Herstellung von 1 kg Trockenmasse braucht die Pflanze eine Wassermenge von 300-500 Liter. Die Keimung kann bereits bei niedrigen Bodentemperaturen ab 2 °C beginnen, bei 8-10 °C geht der Samen innerhalb von 8-12 Tagen auf.
Hanf ist selbstverträglich, lässt sich gut in die Fruchtfolge einfügen und wirkt sich positiv auf nachfolgende Kulturarten aus. Die Bodenstruktur wird feinkrümeliger, wodurch Bodenbearbeitungsmaßnahmen reduziert werden können und das Unkrautwachstum wird verringert.
Die Aussaat kann von April bis Mitte Mai erfolgen, wobei sich eine tiefe Herbstpflugfurche günstig auswirkt. Die Saattiefe liegt bei 2 bis 4 cm. Als Richtwert kann eine Saatstärke von 20-30 kg/ha und ein Reihenabstand von 20-40 cm angenommen werden. Um eine größere Verzweigung am Stängel und somit eine höhere Samenbildung zu erreichen, kann Hanf bei einer Höhe von 50-70 cm „gespitzelt”, also gekürzt werden.
Die Unkrautunterdrückungsfähigkeit von Hanf ist generell als sehr gut einzustufen, weshalb Herbizide nicht zum Einsatz kommen müssen. Durch die mechanische Bearbeitung des Feldes im Frühjahr, wird der Unkrautwuchs ebenfalls minimiert. Bei größeren Reihenabständen, wie es zum Beispiel bei Hanf zur Ölerzeugung der Fall ist, können Hirse, Distel oder andere hochwachsende Kulturen auftreten. Die Pflanzen können auch von Krankheiten oder Schädlingen befallen werden, jedoch kommt es in den meisten Fällen nicht zu erheblichen Ertragseinbußen. Als mögliche Schädlinge werden der Hanferdfloh, die kleine Hanfmotte und der Maiszünsler genannt. Pilzkrankheiten wie Botrytis, Fusarium, Hanfrost und Grauschimmel können ebenfalls auftreten.
Eine Düngung sollte vor der Aussaat erfolgen und auch bereits vorhandenen Stickstoffvorrat berücksichtigen. Flüssige Wirtschaftsdünger sind im Frühjahr auszubringen, bei gut verrotteten Düngern wie Mist oder Kompost ist die Herbstausbringung vorzuziehen.
Die Vegetationszeit beträgt 100-130 Tage, wonach die Ernte etwa Ende August durchgeführt
wird. Nach ca. 2 bis 3 Monaten nach der Blüte ist der richtige Erntezeitpunkt erreicht. Wenn die Samen beim
Schütteln der Pflanze ausfallen, können sie mit dem Mähdrescher geerntet werden. Herkömmlichen
Mähdreschern bedarf es zur Hanfernte einer leichten Adaptierung oder es werden Axialdrescher eingesetzt. Der
Samenertrag liegt bei 800 bis 1300 kg/ha. Nach der Ernte werden die Samen von Verunreinigungen getrennt und
bei ca. 50 °C auf einen Wassergehalt von weniger als 10 Prozent getrocknet. Hanfstrohertrag liegt bei
etwa 5 t/ha. Zur Weiterverarbeitung des Hanfstrohs bedarf es spezieller Faseraufschlusstechnologien.